#KOPFKIRMES

– Leben & Umgang mit der Kopfkirmes –

exekutive Dysfunktion – [die]

[engl. executive dysfunction; lat. exsecutio Ausführung, gr. δυσ- (dys-) miss-], die exekutive Dysfunktion ist ein Oberbegriff, der die Fehlfunktion verschiedenartiger kogn. (Kognition), emot., affektiver (Emotionen, Affekt) und motivationaler (Motivation) Funktionen beschreibt.

Oder auch: Du bekommst einfach nix geschissen! 🙄 Okay, das ist vielleicht auch ein wenig zu salopp ausgedrückt, aber so fühlt es sich am Ende doch so oft an…

Die „exekutive Dysfunktion“ ist quasi die (ständig) angezogene Bremse, der Hemmschuh, der es uns Betroffene total schwer macht, in „vernünftige“ Weise Dinge zu erledigen/abzuschließen. Und mit „Dingen“ meine ich jegliche Aufgaben, Aktivitäten und Interaktionen. Das können Alltagsdinge wie Haushalt machen, Termine vereinbaren/einhalten, tägliche Aktivitäten suchen. Aber selbst solche, die uns vermeidlich Spaß machen. Man kommt oft gar nicht oder nur sehr, sehr schwer „in die Pötte“, schiebt eben jene Aufgaben/Aktivitäten immer weiter vor sich her.

Wie man landläufig gern so sagt: „Aufschieberitis“!

Ja klar, jeder schiebt wohl mal etwas („unangenehmes“) auf oder hat manchmal auch einfach keinen Kopf für gewisse Dinge. Daraus ergibt aber meisten dann eben keine Belastung, man erledigt die anstehende Aufgabe dann eben (zeitnah). Betroffene schieben diese Aufgaben allerdings immer weiter vor sich her, zerdenken die ganze Sache nicht selten und haben am Ende – wenn es denn eine „Deadline“ gibt – ungemeinen Stress dabei, die Aufgabe doch noch irgendwie zu erledigen. Somit ist eben nicht „nur“ ein Wesenszug, die „Aufschieberitis“ die man „mit ein bisschen Disziplin“ wieder in den Griff bekommt, sondern eine echte (psychische) Belastung (für jemanden, der meisten eh schon so einige „Päckchen“ zu schleppen hat). Dabei kann die „exekutive Dysfunktion“ als „alleinstehende“ Störung auftreten, häufig findet sie sich aber auch in Kombination mit anderen Störungsbildern wie eben z.B. AD(H)S oder auch im Autismus-Spektrum wieder.

Ich selbst bin grad wohl wieder in so einer „Phase“, neben der Depression die ziemlich reinhaut – aber aktuell wieder besser wird -, sitz ich seit etwa 2 Wochen in der Zwickmühle, fast gar nix erledigt zu bekommen. Das fängt bei ganz täglichen Aufgaben wie Staubwischen (Übelst schlimm hier in der Bude!) an, geht übers Einkaufen (Das letzte Mal vor fünf Tagen! Der Kühlschrank leert sich zusehends!), dann auch tatsächlich schon das alltäglichen „Planen“ was man denn Essen möchte bis hin zu „wichtigen“ Dingen wie Arztterminen (Meine Medis neigen sich dem Ende zu, ich muss dringend zum Facharzt!) oder Behördendinge erledigen.

Gerade neue oder „spontane“ Aufgaben sind dabei eine ziemlich große Hürde. Verlangen solche Aufgaben doch oftmals die volle Konzentration/Aufmerksamkeit. Allein schon bei dem Gedanken daran, macht der Kopf oftmals direkt „zu“. Klassische Endlosspirale in der man dann gefangen ist. Deswegen sind für Betroffene oftmals „Routinen“ so wichtig. Man kann gewisse Dinge somit schon fast „automatisiert“ ablaufen lassen und muss sich dann dabei wenig bis gar keine Gedanken machen. Bei mir ist es zum Beispiel die Morgenroutine inklusive Kaffeekochen, die eigentlich jeden Tag sehr, sehr ähnlich abläuft um mir den Start in den Tag zu erleichtern. Zudem habe ich feste „Wasch- und Putztage“ an denen ich ebenfalls einen sehr „eingefahrene“ Ablauf bevorzuge und auch versuche einzuhalten.

Lange habe ich mich dabei echt komisch und „seltsam“ gefühlt, habe ziemlich viel dafür getan, es mir nicht anmerken zu lassen (Um nicht als „Freak“ zu gelten?!), habe aber eben auch doch auch ganz schön drunter gelitten. Hat man doch um sich herum eigentlich alle anderen Menschen gesehen, die Aufgaben relativ „normal“ angehen/erledigen können. Dazu kamen dann eben auch die nicht seltenen Aussagen von Familie/Freunden/Lehrern, man sei ja „einfach nur faul“ und „müsse mal aus dem Pott kommen“, denn ansonsten „würde man nie in seinem Leben etwas geschissen bekommen“. Ihr merkt, woher meine saloppe Art kommt damit umzugehen?! ;)

Mit der Diagnose AD(H)S hat sich auch dahingehend viel von dem Jahrelang vorherrschenden „Nebel“ aufgelöst, hatte ich zumindest doch einen Ansatz, woran das liegt und das ich neben der Depression & den anderen Baustellen eben so absolut nicht „neurotypisch“ bin. Seitdem versuche ich auch anders mit eben solchen Dinge wie dem fehlenden Antrieb oder eben meinen tagtäglichen Routinen umzugehen, mich vielleicht sogar ein Stück weit damit anzufreunden. Zudem versuche ich mir seit der Diagnose Strategien zurechtzulegen, die mir dabei helfen sollen Aufgaben besser zu erledigen. To-Do Listen, Kalendererinnerungen, aber auch vor allem genug „Freiraum“ um z.B. wichtige Termine herum, sind da so ein paar Dinge (die auch durchaus helfen). Der größte „Hemmschuh“ dabei ist aber leider nach wie vor die mangelnde „Aktivierung“ überhaupt erstmal etwas anzufangen. Das geht mit der – jetzt wieder regelmäßigen – Einnahme der AD(H)S-Medis etwas besser, ist aber häufig noch ein Wandern auf einem ziemlich schmalen Grad. Eben gerade wie aktuell, wenn dabei auch die Phase der Depression noch eine Rolle spielt. Da werde ich wohl noch weiter dran arbeiten („müssen“)…

All das soll natürlich keine Entschuldigung sein, vielleicht ja ein bisschen eine Rechtfertigung (gerade für die Menschen, die es – noch immer – nicht verstehen). Mir wurde ja schon häufiger von Ärzten oder in Kliniken gesagt, ich sei sehr reflektiert. Das mag sein, allerdings löst das ja nicht „Probleme“ oder lässt mich Dinge etwa einfach angehen. Es trägt auch bei mir selbst viel dazu bei, Einsicht vor in die „Funktion“ meines neurodiversem Hirn zu bekommen, Dingen „einen Namen zu geben“ und damit eben auch anders – definitiv offener & gelassener – anzugehen. Wie ich finde, zumindest ein deutlich „entspannter“ Weg, als all die Jahre zuvor, in denen ich so viel geahnt habe, aber im Prinzip über so wenig Bescheid wusste.

Wie ich am Ende dann allerdings mit dieser „Bremse“ wirklich umgehen soll, dass steh natürlich auf einem anderen Blatt. Die AD(H)S-Medis helfen ein wenig dabei, das Bewusstsein rund um diese „Bremse“ natürlich auch. Den Antrieb an sich muss aber natürlich selbst finden und am Ende auch umsetzen. Und nun ja… Da beißt sich die Katze halt so oft in den Schwanz… ;)

Ich bin aber – wieder einmal – dran, alles dafür zu tun, um aus dieser Spirale irgendwie herauszukommen…

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