Inspiriert durch „Perfect Days“
Ich bin (mal wieder 😅) in einem neuen, aber sehr interessanten, Rabbit Hole gefangen.
Yutori, japanisch für – im Sinne von Achtsamkeit – ein „Zustand innerer Zufriedenheit“. Im Kern geht es bei diesem japanischen Begriff um eine Art von Raum und/oder Weite, für die man sich als Mensch ganz bewusst & ohne „Druck“ von außen Zeit nimmt. Dabei geht man ganz bewusst & ohne zu kommunizieren, mit sich und seiner Umwelt in eine Art „Verlangsamung“ um ganz vielfältige Eindrücke – extrem fokussiert – wahrzunehmen.
Diese „Verlangsamung“ und das bewusste Wahrnehmen mündet dann ggf. in eben jenen „Zustand der inneren Zufriedenheit“.
Darauf gekommen, bin ich tatsächlich durch den fantastischen Film von Wim Wender „Perfect Days“:
Um die Handlung des Films kurz anzureißen (Fall ihr ihn noch nicht geschaut habt… Macht es ruhig mal!):
Es wird das „einfache“, sehr strukturierte und doch scheinbar erfüllte Leben von „Hirayama“ gezeigt, der als Reinigungskraft beim „Tokyo Toilet Project“ arbeitet, damit aber durchaus zufrieden ist und in seiner freien Zeit eben eine Art von Yutori für sich selbst betreibt. Das wird im Film alles sehr subtil vermittelt, ich muss zugeben, ich habe den Film zweimal schauen müssen um es zu erkennen.
Neben der gesamt sehr philosophisch erzählten Geschichte um einem Menschen, der auch mit scheinbar „wenig“ (und im Endeffekt doch so vielem) zufrieden ist, hat mich eben auch die „Begeisterung“, ja schon wirklich eine Art von innere Zufriedenheit des Protagonisten, selbst sehr begeistert. Wie sehr Hirayama seinem Berufsalltag nachgeht, in dem er mit vollstem Engagement und (typisch japanischer?) Perfektion die öffentlichen Toiletten reinigt, aber auch solch „Alltäglichkeiten“ wie das Schattenspiel eines Baums auf einer Betonwand für sich selbst genießen kann. Oder wie er kleine Bäume mit einer fast schon liebevollen Hingabe in seiner Wohnung anzieht, analoge S/W-Bilder (!) vom Baumkronen sammelt, die kleinen Momente mit anderen Gästen in einem Imbiss ganz bewusst wahrnimmt, ohne dabei viel zu reden oder sich der extremen Schnelllebigkeit Tokyos hinzugeben bzw. davon beeinflussen zu lassen.
Und genau das hat mich sehr beeindruckt! Ja sogar tief berührt.
Für mich ist es – nicht nur durch meinen „Chaoskopf“ – sehr schwer, in dieser sehr schnellen, lauten und vielleicht auch oft sehr oberflächigen Welt „innezuhalten“, um eben genau diese kleinen (alltäglichen) Dinge überhaupt erst einmal wahrnehmen zu können. Das hat mich eine lange Zeit eher weniger gestört. Doch seit einigen Jahren schon bemerke ich bei mir selbst, wie auch ich in einer Spirale des „Konsum“ nicht nur von Gütern, sondern auch von sehr „Zeitfressenden“ Medien(inhalten) hängengeblieben bin. Das dass irgendwie eventuell auch zu einer Selbstverständlichkeit im Alltag geworden ist, ich dadurch aber eben auch immer weniger „befriedigt“ werden kann bzw. das sich immer seltener wirklich diese Gefühl von „Zufriedenheit“ einstellte. Ganz im Gegenteil, je mehr „konsumiert“ wurde, um so schneller schreit der „Kopf“ nach Nachschub…
Ich habe schon vor längerer Zeit bei einem meiner Klinikaufenthalte mal etwas von dieser ganz bewusste „Achtsamkeit“ für eben ganz alltägliche Dinge gehört. Das habe ich während und nach der Klinik zumindest für eine Zeit lang auch mal versucht zu praktizieren. Ging dann aber leider im Alltag eben schnell wieder unter bzw. wurde eben von dem schnellen, „einfachen“ Konsum wieder ersetzt. Und tatsächlich geht mir bei mir selbst dieser schnelle, ersetzbare und wenig nachhaltige Konsum von Gütern/Medien aber auch Momenten, seit geraumer Zeit echt auf den Keks. E in erster Schritt war/ist es, das Smartphone (viel) weniger zu benutzen. Nicht mehr so sehr daran zu kleben, es nicht mehr ständig in der Hand zu haben und dadurch eben fast schon sinnlos durch Apps/Inhalte/Medien zu scrollen.
Fällt schwerer als gedacht, das blöde Teil ist eben echt schon extrem im Alltag „verwachsen“, ein Steve Jobs wusste wohl ganz genau, was er da auf die Menschheit loslässt… ;)
Aber zurück zum eigentlichen Thema… Eben durch den Film, aber auch dem ersten Schritt mit der deutlich weniger „Screentime“ am Smartphone, möchte ich für mich weitere „Strategien“ und/oder eben ganz bewusst gesetzte „Zeitfenster“/“Routinen“ setzen, in denen eben eine Verlangsamung und Fokussierung auf eben die – berühmten – kleinen Dinge stattfinden soll. Ich möchte gern – wieder – häufiger „Freude“/“Zufriedenheit“ durch/mit eben jenen „kleinen Dingen“ spüren (dürfen), ohne mich dabei dem allgegenwärtigem „Schnell, schnell“ hingeben oder mich dafür schämen zu müssen. Eben ganz wie Hirayama im Film.
Und vielleicht erreiche ich dann ja irgendwo auch eine Art von Zufriedenheit. Ohne Geld für unnötiges Zeug ausgeben, sich zu inhaltsleeren Smalltalk zwingen oder alles immer „schneller“ erledigen/schaffen zu müssen…
Hab Ihr eventuelle Ideen für gewisse „Routinen“ oder „Momente“? Oder praktiziert ihr solch eine Art von Achtsamkeit eventuell ja ganz bewusst/unbewusst schon selbst? Was sind für Euch diese kleinen Dinge im Alltag?
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