#KOPFKIRMES

– Leben & Umgang mit der Kopfkirmes –

Ein Jahr später

Am 02. Juni 2019 habe ich folgendes Bild & die dazugehörige Bildunterschrift bei Instgram gepostet:

Blauer Himmel, knapp 30°, Grillgeruch liegt in der Luft… Der Sommer ist da! ☀️▪️???▪️
▪️
Das Leben lebt sein Leben, die Menschen zieht es ins Freie. Mich nicht wirklich… ?‍♂️
▪️
Es ist inzwischen Juni, das Jahr schon wieder fast zur Hälfte rum. Und ich bin, trotz anderer „Pläne“, in meiner Lethargie gefangen. April und fast der gesamte Mai waren richtig schlimm. Trotz einiger Erkenntnisse, hatte ich ständig das Gefühl, ich würde 2 Schritte voran und zeitgleich wieder 10 Schritte zurück gehen… ➡️⬅️?
▪️
Das hat und nervt mich immer noch hart an… Aber die letzten Tage bin ich zumindest soweit gekommen, dass ich mir die Zeit nehmen muss, die mein Kopf braucht um wieder zu funktionieren. Ganz gleich ob es noch weitere 6 Monate, 6 Wochen oder gar 6 Jahre dauert. ⏳
▪️
Man kann die Psyche zu nix zwingen..
Und im Endeffekt kommt es eh immer anders… ?‍♂️
▪️
Auf diese Erkenntnis… Einen schönen Sommer ?
Auch wenn ich ihn in meinem ganz eigenen Tempo genießen werde… ?️???‍♂️

Damals wahrscheinlich aus der Laune heraus, ich kann mich nicht mehr wirklich erinnern. Auf jeden Fall weiß ich, dass ich Anfang Juni 2019 das Gefühl hatte, bis dahin noch nicht viel „erreicht“ zu haben.

Schauen wir mal ein Jahr später drauf, was draus geworden ist.

Long Story Short: Eigentlich bin ich ein Jahr später genau wieder an diesem Punkt. ?‍♂️

(Und eigentlich doch nicht wirklich! ?)

Die lange Version davon:
Kurz nach dem ist das Bild letztes Jahr bei Insta gepostet habe, hat sich -nicht nur zu meiner Überraschung- die Gelegenheit ergeben, doch wieder im alten Beruf zu arbeiten (Nochmals zu Erinnerung: Seit 2017 habe ich bereits mehrfach versucht wieder „einzusteigen“, jedes Mal ist es aber bei einem Versuch geblieben). Das hat mich damals im ersten Moment tatsächlich etwas überfahren. Ich war zu diesem Zeitpunkt schon über ein Jahr lang Krankgeschrieben, hatte erst Anfang 2019 mit der ambulanten Therapie angefangen und war mir im Frühsommer eigentlich ziemlich sicher, nicht wieder in den alten Beruf zurückzukehren. Aber, auch gemeinsam mit dem Therapeuten, habe ich mich dann nach dem Angebot tatsächlich auf eine Zusage eingelassen und habe im Juli 2019 dann wieder in dem alten Beruf gearbeitet.

Hat es Spaß gemacht?! Der Job, die zahlreichen „Rattenschwänze“ die da dran hingen und die meisten „äußeren“ Umstände absolut nicht! An sich die Arbeit, der Tagesrhythmus bzw. die -struktur und natürlich die finanzielle Unabhängigkeit dagegen haben sehr viel „Spaß“ gemacht. Zudem haben diese Faktoren ziemlich schnell in den ersten Wochen zu einer wesentlichen Stabilisierung meiner mentalen Verfassung beigetragen. In der Tat hat mich das im Nachgang etwas erschreckt, wie „einfach“ sich meine #Kopfkirmes doch lässt „austricksen“. Gib mir Arbeit und der Kopf hält seine Fresse (Anfänglich!). ?

In der Tat habe ich durch diesen „Feldversuch“ durchaus gemerkt, wie sehr meine [tooltip position=“north“ shadow=“yes“ content=“Narzisstische Persönlichkeitsstörung“ close=“yes“]NPS[/tooltip] mit meinem Befinden zusammenhängt. Bekommt man eine gewisse Anerkennung im Beruf, fühlt sich die Seele natürlich gestreichelt. Die eines NPS´lers natürlich ganz besonders. Somit rückt auch die Depression ein ganzes Stück nach hinten.

Leider hat das nicht lang angehalten. Ich habe recht schnell bemerkt, dass ich diesem Job offenbar nicht mehr gewachsen bin. Der Stress, Zeitdruck, die tägliche Fahrerei von etwa 100km, aber auch das Miteinander (Oder sollte ich eventuell eher sagen: Das Gegeneinander). Die Stelle hat sich dann recht schnell auch wieder „erledigt“, danach war ich bis zum Ende des Jahres erneut Krankgeschrieben. Und dann kam 2020. ?
Ich muss wohl niemanden erzählen was da mit Beginn des Frühlings los war. Die Branche, in der ich bis dato gearbeitet hat, ist völlig durchgedreht, hat an vielen Stellen ihr wahres Gesicht gezeigt (Ihr glaubt gar nicht, wie viele latent „rechte“ & Aluhuttragende Fahrlehrer es gibt ?). Das war auch so der „letzte Tropfen“ ins Fass, der mich endgültig zum Entschluss gebracht hat, mit diesem Job in naher & mittelfristigen Zukunft nichts mehr „Schaffen“ (im wahrsten Sinne) zu haben. Ich habe meinen Fahrlehrerschein eingetütet und postwendend an die zuständige Stelle zurückgeschickt. Fühl ich mich mit dieser Entscheidung wohl?! Aber sowas von! Versteht mich nicht falsch. Ich möchte nicht den Beruf an sich verurteilen. Der Beruf ist -oder kann- nach wie vor noch extrem abwechslungsreich & spannend sein. Mit dem Berufsbild Fahrlehrer an sich habe ich mich auch immer wohlgefühlt. Aber es sind die Umstände die momentan einfach nicht passen und mir definitiv nicht gut tun. Aber dazu gibt es eventuell mal einen eigenen Beitrag.

Auf jeden Fall stehe ich jetzt, ein Jahr nach dem Beitrag bei Instagram, doch wieder an selber Position. Und irgendwie dann doch nicht. Ja, ich habe wieder eine etwas „schwammige“ Perspektive. Ja, meine „Pläne“ die ich -schon 2019- hatte, sind nicht ganz aufgegangen. Trotzdem fühlt es sich dieses Jahr wesentlich entspannter an, diesmal glaube ich an tatsächlich an den letzten Satz.

„Ich werde den Sommer in meinem ganz eigenen Tempo genießen!“

Letztes Jahr schwangen da noch gewisse Sorgen mit. Auch, weil ich ja vorher schon relativ viel Zeit verloren habe. Aber wenn mir eins die Zeit (Und vielleicht auch ein bisschen das ganze Coronading) gezeigt hat… Es braucht so viel Zeit wie es braucht. Selbst wenn ich könnte/wollte… Ich kann mir nicht ab morgen einen Klinikaufenhalt oder eine Diagnostik aus den Finger ziehen. Es dauert eben. Und bis dahin muss man das Beste aus der Zeit machen. Daher sind zumindest dieses Jahr die „Sorgen“ deutlich weniger. Wahrscheinlich auch, weil ich -ganz egoistisch- da sehr auf mich achte. Und weniger auf Andere bzw. auf die Erwartungen anderer. Natürlich versuche ich auch jetzt „Stillstand“ zu vermeiden. Aber ich horche wesentlich besser in mich selbst hinein, acht auf mich und auch auf meine eigenen Grenzen. Damit habe ich es geschafft, mit den Depressionen anders umzugehen. Tatsächlich gelingt es mir jetzt immer häufiger, schneller aus dem Loch wieder raus zu kommen und die Phasen der Depression (gefühlt) nicht mehr so lange zu durchwandern. Das ist für mich schon ein riesiger Fortschritt, war doch letztes Jahr um die Zeit noch ständig die Angst da, wieder in solch ein Loch zu fallen. Das hat sich deutlich gebessert.

Auch habe ich in diesem einen Jahr gelernt, mein „Wohlbefinden“ nicht mehr so arg von einem vermeintlichen „Erfolg“ und/oder einer „Anerkennung“ abhängig zu machen. Ich lebe jetzt deutlich mehr für den Moment, kann auch wieder kleine Dinge besser genießen & schätzen (Ich hab zum Beispiel schon lange nicht mehr so oft auf dem Balkon gesessen und habe das guter Wetter mit allen Sinnen genossen wie in diesem Frühling). Für mich persönlich hat das alles dazu geführt, das mein „Stimmungsdurchschnitt“ deutlich höher ist als noch im letzten Jahr. Ich habe eine klare & deutliche (berufliche) Entscheidung getroffen, versuche mich an meinem eigenen Tempo und fange wieder ganz langsam an kleine Dinge zu genießen. Zugegeben, so positiv wie sich das alles anhört, so ganz traue ich dem Braten noch nicht gänzlich. ? Mir ist natürlich bewusst, dass dadurch die Depression nicht „weg“ ist. Auch „umschiffe“ ich zum Teil noch sehr gekonnt Situationen, die mir vermeintlich Stress bereiten könnten. Trotzdem (oder gerade deswegen) fühlt es sich richtig an, den Fokus auch mal auf mich & mein eigenes Tempo zu legen.

3 Schritte vor… Und nur noch 2 zurück!

Das drück wahrscheinlich bis jetzt ganz gut die letzten 12 Monate aus. Das Verhältnis hat sich (leicht) umgekehrt. Ich komme (langsam) voran und mache nicht mehr solch (gefühlt) riesige Rückschritte. „Akzeptanz“ ist da wahrscheinlich das große Zauberwort. Und dieses Zauberwort gefällt mir von Tag zu Tag mehr…

Es ist grotesk… Aber wenn man sich gegen etwas (Die #Kopfkirmes) nicht mehr mit Händen & Füßen „wehrt“, kann man ein wenig leichter „damit leben“!

Beitragsbild von Andreas Lischka auf Pixabay

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