Die Narzisstische Persönlichkeitsstörung (NPS) ist wahrlich ein schweres Feld. Selbst für die Therapeuten in der Behandlung. Erst recht für den Betroffenen. Ich möchte heute mal ein bisschen mit gewissen Vorurteilen aufräumen. Bitte beachtet: Ich kann nur von mir selbst & meinen Erfahrungen reden und damit noch lange nicht auf alle Betroffene schließen. Allerdings wage ich mal zu behaupten, dass es bei vielen Betroffenen ähnlich ist.
Narzissten – Oder besser Menschen mit NPS (Ich mache da durchaus einen Unterschied!), werden gerne mal vorverurteilt. Sind sie laut „Vorurteilen“ doch extrem böse zu Menschen in ihrem Umfeld. Sie manipulieren, nutzen aus, sind nur auf sich und ihren eigenen Vorteilen bedacht. Und meistens hört es da auch schon auf, sich näher mit einer NPS zu beschäftigen. Ja, zum Teil tragen Menschen mit einer NPS diese Züge in ihrer Persönlichkeit. Ich ebenso. Allerdings bin ich mir diesen Zügen (inzwischen) sehr bewußt. Dabei „geholfen“ haben mir zwei „toxische“ Beziehungen. In denen ich absolut der toxische Part war. Ich habe mich damals (vor meiner ersten Behandlung) in der Beziehung „aushalten“ lassen, habe ständig um -partnerschaftlicher- Anerkennung gekämpft und konnte so gar nicht mit Kritik umgehen. Mit der ersten Behandlung sind mir diese „negativen“ Persönlichkeitsmerkmale durchaus bewußt geworden. „Leider“ habe ich mich nach der zweiten Behandlung in eine ähnlich „destruktive“ Beziehung begeben und habe auch dort wieder die negativen Persönlichkeitsmerkmale gezeigt. Erst nach dem Ende dieser Beziehung habe ich Konsequenzen gezogen. Ich habe von jeglichen näheren Beziehungen zu Menschen Abstand genommen. Aus Schutz für andere Menschen vor meinen vermeintlich negativen Persönlichkeitsmerkmalen, aber auch zum Selbstschutz. War & bin ich mir ja durchaus bewußt, dass ich mit meinen „Macken“ durchaus kein Hauptgewinn bin.
Wirklich manipulativ war/bin ich -nach eigener Auffassung- eher nicht. Ja, ich weiß sicherlich, „die richtigen Knöpfe“ bei Menschen zu drücken. Für meinen eigenen Vorteil habe ich dies allerdings selten bis gar nicht eingesetzt. Genauso wenig stehe ich gerne im Mittelpunkt und/oder will ich ständig Anerkennung, Lob & Bestätigung haben. Ganz im Gegenteil. Ich kann mit Lob und „im Mittelpunkt stehen“ sehr schlecht umgehen. Kritik hingegen, schlägt bei mir wirklich „voll“ ein und „trifft“ mich auch bis ins Mark. Und ja, ich mach daraus auch oftmals mehr, als die Kritik faktisch eigentlich aussagte. Auch das Thema Emphatie war lange sehr schwierig für mich. Ich habe -schon im „Erwachsen-werden“- recht schnell gemerkt, dass ich schwer mit Gefühlen anderer Menschen umgehen kann. Mit den Erfahrungen aus den zwei Beziehungen habe ich allerdings angefangen auch daran zu arbeiten. Vielleicht nicht unbedingt die Emphatie, aber eben der Umgang mit selbiger. Was aber beinahe täglich wirklich harte Arbeit ist. Das alles macht eine Beziehung zu anderen Menschen natürlich nicht einfacher.
Allerdings, und das ist der springende Punkt, leide ich tatsächlich darunter keine bzw. nur sehr mühsam Beziehungen zu anderen Menschen aufbauen zu können. Bemerke ich allerdings doch immer wieder (zuletzt in der letzten Behandlung), wie „gut“ mir nähere Beziehungen tun & wie wichtig diese auch für mein Seelenleben sind. Nicht aus eigennützigen Motiven. Sondern einfach für mich als Mensch. Außerdem habe ich in den letzten Jahren durchaus gelernt, dass ich nicht nur aus diesen „negativen“ Persönlichkeitsmerkmalen bestehe, sondern eben durchaus auch recht „positive“ Merkmale aufweise. Der erarbeitet Schutz bzw. Selbstschutz ist in den Jahren aber so groß geworden, dass es inzwischen echt harte Arbeit ist über diese Hürde zu klettern und sie hinter sich zu lassen. Dieser Punkt steht auf meiner „Agenda“ allerdings recht weit oben. Mit bzw. an mir und der NPS arbeiten um noch besser damit umzugehen zu können. Ich bin da allerdings noch lange nicht am Ende angekommen.
Den oben verlinkten Film habe ich durch Zufall auf YouTube gefunden. Zwar haut er in Teilen durchaus in ähnliche Kerben, zeigt aber im Kern doch recht gut auf, was eine NPS so ausmacht & wie sie bei den Betroffenen wirkt. Zudem zeigt er auch die „Entstehung“ eine NPS recht gut auf. Und vor allem, wie groß die Kämpfe im Hintergrund mit sich selbst und der NPS ist. Auch wird in der Doku sehr gut zwischen dem „erfolgreichen“ und dem „erfolglosen“ Betroffenen unterschieden. Dies ist bei vielen Menschen leider auch noch nicht wirklich angekommen.
Wie schon im ersten Beitrag zum Thema NPS geschrieben, würde ich mich für alle Betroffene freuen, wenn man im Alltag nicht gleich den „dicken Stempel“ mit „Narzisst“ raus holt und Menschen mit einer NPS ohne jegliche Nachfragen sofort abstempelt. Stellt lieber interessierte Nachfrage, schaut mal hinter die Fassade ohne den Betroffenen damit zu bedrängen. Zeigt auch Betroffenen mit eine NPS das sich dass „arbeiten“ lohnt (Auch & gerade in verschiedenen Therapieformen). Selbst wenn es nicht immer einfach und sicherlich auch ein langwieriger Prozess ist. Denn für mich kann ich nur eins sagen: Ich bin kein König, ich will kein König sein!
Kurze Anmerkung: Narzissten gibt es sicherlich recht häufig „da draußen“. Wir leben leider inzwischen in einer „Ellenbogengesellschaft“. Und viele Menschen sind dadurch -gerade im Berufsleben- sehr auf sich bedacht. Ob diese Menschen jetzt schon unter einer NPS leiden, dass kann ich nicht wirklich sagen. Dazu bin ich zu wenig „Fachmann“. Aber ich denke, der Grat zwischen „alltäglichen“ Narzissmus und einer NPS ist durchaus schmal und sollte ggf. auch abgeklärt sein. Wie bereist geschrieben, auf lange Sicht leidet ein Betroffener enorm unter dieser „Störung“ in der Persönlichkeit.
Bildquelle: pixabay.com
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