#Kopfkirmes

– Das Leben mit der Kopfkirmes –

AD(H)S & Depressionen

Oder vielleicht auch: „Depressionen & AD(H)S“?!
Die berühmte Henne-Ei, Ei-Henne Frage… Was war zuerst da?! 🐔🥚😅

Ich habe in den letzten drei Jahren festgestellt, dass sich zwar nicht die Depression an sich verändert hat, aber meine ganz eigene Einstellung zu diesem doch recht großen Brocken im Kopf/auf der Seele. Das ich die Depression völlig akzeptiert habe, möchte ich (noch) nicht unbedingt sagen, aber sie hat ein bisschen von ihrem Schrecken verloren. Habe ich mich doch (sehr) viele Jahre schon beinahe mit & über die Depression „identifiziert“.

Es war schon relativ früh in meiner (Kranken)Geschichte klar, dass ich nicht „bloß nur“ sehr emotional war o. häufig (übermäßig) nachdenklich, sondern dass es eben „mehr“ geben muss. Nachdem ich dann das erste Mal in einer Klinik noch mit einer s.g. „unipolaren depressiven Episode“ [1] diagnostiziert worden bin, war beim zweiten erneuten Aufenthalt in selber Klinik nach nicht mal 12 Monaten, relativ schnell klar dass ich eben doch von einer s.g. „rezidivierenden Depression“ betroffen bin. Ich hatte und habe bis dato zum Glück immer wieder Phase, in denen es mir Verhältnismäßig gut geht bzw. sich die Symptome der Depression nicht so stark zeigen/mich beeinflussen.

Nach diesen ersten Aufenthalten in der Klinik habe ich mich natürlich viel mit der Erkrankung Depression beschäftig, habe damals auch edukativ viel in der Klinik mitbekommen (Großes Lob dafür!), so dass ich vergleichsweise „schnell“ gelernt habe, meine Depression anzunehmen und auf sie -als Teil von mir zu achten. Allerdings habe ich Anfangs wenig versucht, zu ergründen woher denn die Depression überhaupt kommt. Was für Auslöser gab es das eventuell für, wo habe ich Traumata erlitten oder was (sonst) hat die Depression möglicherweise ausgelöst. Das kam das erste Mal eigentlich erst in einer ambulanten Therapie – viele Jahre nach der Erstdiagnose – zur Sprache. Dort aber, aus heutiger Sicht, mit den „falschen“ Ansätzen. Man hat viel auf die Kindheit und eben eventuell erlebte Traumata geschaut. Ja, da gab es sicherlich auch etwas, aber… Jetzt inzwischen mit einer gesicherten Diagnose auf eine AD(H)S, muss ich dazu sagen, dass sich solche Traumata wahrscheinlich aufgrund des, auch schon in sehr jungen Jahren, starken „Masking“. Ich habe halt irgendwann (unbewusst/bewusst?!) Strategien entwickelt, um meine „Baustellen“ nach außen nicht mehr so arg zeigen zu müssen. Daraus hat sich dann wohl über die vielen Jahre eine gewisse Unzufriedenheit (über mich selbst, über dieses Masking an sich, über das vermeintliche „Unverständnis“ anderer Menschen) entwickelt . Was sich wiederum – inzwischen absolut nachvollziehbar – irgendwann in einer Handfesten Depression manifestiert hat…

Und diese Depression war eben sehr viel Jahre, sehr „laut“ und hat ziemlich viel Platz in mir/meinem Leben eingenommen… Spoiler: Auch wenn ich sogar nach den ersten Klinikaufenthalten noch arg „gut“ maskiert habe und lange nicht so offen mit meinen Erkrankungen umgegangen bin (umgehen wollte!) wie heutzutage. Nicht lange vor der AD(H)S Diagnose, war ich ja in Sachen Depression sogar so weit, dass ich es eben (irgendwie) „hingenommen“, mit den immer wiederkehrenden „Schüben“ leben gelernt und tatsächlich mehr oder weniger versucht habe, dass „Beste“ draus zu machen. Allerdings, das muss ich auch dazu sagen, hatte ich in den vielen Jahren auch sehr große Angst vor einem erneuten (sehr) heftigen Schub, da ich ja wusste, wie sehr mich so ein (so dachte ich zumindest) depressiver Schub lähmen konnte.

Und genau diese „Angst“ vor einem erneuten depressiven Schub, ist mit der Diagnose AD(HS) bzw. in den Zeit danach, fast gänzlich weg… 😊

Denn ich habe für mich in den letzten bald drei Jahren gelernt und erkannt, dass die Depression (bzw. die Symptome der Depression) im Prinzip „nur“ eine Begleiterkrankung (Stichwort: Komorbiditäten [2]) des AD(H)S ist, viele Symptome der Depression eben auf der AD(H)S fußen bzw. dadurch „ausgelöst“ werden/wurden (Das ständige „Masking“ führt irgendwann zu einer großen Erschöpfung/Überforderung, daraus resultiert eine depressive Phase usw.). Seitdem mir das bewusst ist, hat die Depression tatsächlich an „Kraft“/“Bedeutung“ etwas verloren, überrascht mich zumindest nicht so sehr und ist auch lange nicht mehr so „laut“, sondern geht viel mehr im „Hintergrundrauschen“ unter. Natürlich bin ich die Depression an sich nicht gänzlich los, aber wie bereits geschrieben, hat sie etwas von ihrem Schrecken verloren.

Wie genau ich an diesen Punkt – der sich doch recht gut & „entspannt“ anfühlt“ – gekommen bin, kann ich gar nicht so genau sagen. Ich habe mir schon vor der AD(H)S Diagnose eine gewisse „Gelassenheit“ in Sachen Diagnosen bzw. deren „Aufarbeitung“ angeeignet, mit der Diagnose AD(H)S ist es nochmals deutlich mehr geworden. Es war wahrscheinlich dieser „AHA-Moment“ von den viele ADSler berichten, dass sich das Chaos im Kopf/der einzelnen Diagnose ein bisschen sortiert & gelichtet hat. Ich habe mit der Diagnose AD(H)S auf jeden Fall viel verstanden/gelernt, z. B. wie eben die Symptome des ADS die Depression oder andere Begleiterkrankungen „anfeuern“ können. Oder auch, dass sich vieles, was sich zuerst nach eine „dicken Depression“ anhört/anfühlt (für einen selbst), oft eher „Hilfeschreie“ des AD(H)S sind, um eben auf die Baustelle AD(H)S aufmerksam zu machen…

Ich habe da gerade ein schönes Sinnbild im Kopf… Die Depression ist der (bekannte?!) große, schwarze Hütehund der sehr laut bellen & sehr schwer auf dem eigenen Gemüt liegen kann. Das AD(H)S ist dagegen eher der kleine, allerdings ebenfalls schwarze (weil nicht minder „schlimm“) Dackel. Dackel können zwar auch ziemlich laut kläffen, kommen aber gegen so einen riesigen schwarzen Hütehund absolut nicht an. Daher beißt der kleine, schwarze Dackel dem großen schwarzen Hütehund manchmal in die Beine, um A) den großen schwarzen Hund zum Bellen zu bringen und B) um auf sich aufmerksam zu machen. Der große schwarze Hund nimmt da also so eine Art „Stellvertreterrolle“ für den kleinen schwarzen Dackel (das AD(H)S) ein, um eben lauthals auf einfach alles hinzuweisen („Hey Mensch… Deinem Seelenleben geht grad beschissen!“ – Egal wer da bellt)… 🐶

Das alles macht die Depression (bzw. die Symptome der Depression) zwar nicht besser, aber mit dem Verständnis, dass ich eben vielleicht nicht „nur“ rast- & ziellos wegen den depressiven Symptomen auf dem Sofa liege, sondern weil ich mich eben voll in der „AD(H)S-Paralyse“ [3] befinde, kann auch mit dem Gekläffe der Depression etwas besser umgehen. Vielleicht hat sich meine #Kopfkirmes ja inzwischen auch mit den (zahlreichen) „Begleiterkrankungen“ des AD(H)S irgendwie „angefreundet“. Denn da sind wir wieder bei dem Huhn-Ei Ding… Beides gehört irgendwie zusammen und das eine „kann“ nicht ohne das andere. Will sagen: Ja, der (große) schwarze Hund ist da, nicht zu unterschätzen, daneben sitzt aber eben auch noch ein anderer (kleiner) schwarze Hund, der mindesten genauso fies ist (wenn nicht vielleicht sogar noch viel fieser… Durch sein Wadenbeißen 😅).

Nur als Hinweis: Ich möchte natürlich ein keinster Form (m)eine Depression „klein reden“. Ich glaube, da muss ich niemanden etwas erzählen. Ganz gleich mit welcher Form oder in welcher Ausprägung man von einer Depression betroffen ist, ein Kindergeburtstag ist das sicherlich nicht. Ich ganz persönlich habe allerdings eben eine Art gefunden (besser? anders?) mit der – in meinem Fall – primär Begleiterkrankung umzugehen… 😊

Hier auch nochmals als (persönlicher) „Reminder“:
Ich habe seit etwa 10.00 Uhr an diesem Beitrag „geschrieben“ (Bei Veröffentlichung ist es etwa 13.45 Uhr), zwischendurch eine Wäsche angestellt, auf dem Balkon die letzte paar Sachen aufgeräumt, zu Mittag gegessen und eine Bestellung bei Flaschenpost abgeschickt… ADS in Reinkultur! 😄 Und den Kopf mal wieder bei tausend Dingen gleichzeitig. Mal sehen, wie oft ich den Beitrag noch in Nachhinein korrigieren muss… 🙊

Artikelbild von fancycrave1 auf Pixabay

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