#KOPFKIRMES

– Leben & Umgang mit der Kopfkirmes –

Das Chaos im Kopf

Tage, an denen ich nicht mal den kleinsten Gedanken zu Ende denken kann…
Tage, an denen ich -gefühlt- zwei Schritte nach vorne, dann aber direkt wieder zehn Schritte zurück bewege…
Tage, an denen die Gedanken dann wiederum so laut sind, dass es mich körperlich wie auch mental quasi erschlägt…
Das zeichnet das momentane Chaos in meinem Kopf aus.

Seit dem letzten Eintrag ist also ne ganze Menge passiert. Nicht nur im Kopf, tatsächlich auch in der Therapie und der „Krankengeschichte“.

(Und bald fange ich an, mich im Supermarkt am Obststand mit anderen „Kranken“ auszutauschen!)

Nach den ersten probatorischen Sitzungen ist jetzt eine erste Kurzzeittherapie mit 12h beantragt & bewilligt worden. Und gefühlt gehts auch schon direkt ans Eingemachte. Der Therapeut muss mich natürlich ganzheitlich kennen lernen, spricht die gesamte bisherige Lebensgeschichte. Und das hat mehr rein gehauen als erwartet. Komischerweise fällt es mir immer noch schwer, über Dinge aus meiner Kindheit zu sprechen, teilweise kann ich mich sogar nur noch schwer an einzelne „Lebensabschnitte“ erinnern. Daher kann ich durchaus sagen, dass das „Gewühle“ in selbigen echt anstrengend war.

Inzwischen „erwische“ ich mich immer häufiger bei dem Gedanken, dass ich meine Kindheit bzw. gewisse Abschnitte aus meinem Leben scheinbar sehr gut in irgendwelche Schubladen verpackt und diese scheinbar mehrfach abgeschlossen habe. Anders kann ich mir diese „Lücken“ nicht wirklich erklären. Da bleibt es echt noch spannend, ob dies einen wirklich Grund hat und wo genau dieser liegt…

Aber das ist eine andere Baustelle…

Die „neuste Baustelle“ ist ein Anfangsverdacht des Therapeuten auf ADHS. Dies ist wohl durchaus erkennbar aus meiner bisherigen Lebensgeschichte, aber gerade auch aus meinem (schulischen) Verhalten in der Kindheit. Zudem hat ein „Schnell- bzw. Selbsttest“ eine deutlich Tendenz in diese Richtung ergeben. Hat auch wieder einige „Aha-Effekte“ mit sich gebracht und mich tatsächlich an der -seit Jahren- niedergeschriebenen Diagnose der NPS zweifeln lassen. Sicherlich trage ich einige Merkmal & Verhaltensweisen der NPS in mir, doch kann das durchaus mit anderen Diagnosen übereinstimmen. Eben der eines ADHS. Ich will die eine Diagnose jetzt nicht durch einen anderen „Verdacht“ ersetzen, dazu fehlt es einfach noch an „stichhaltigen Beweisen“, aber ich werde es in der nächsten Zeit tatsächlich mal abklären lassen. Gut, dass es hier in der Nähe eine Klinik gibt, die spezialisiert ist auf Diagnostik des ADHS im Erwachsenenalter. Well done… Meine Kopfkirmes und ich kommen als voran. In kleinen Schritten, aber immer geht es mal ein wenig nach vorne…

Zudem sind in den letzten Wochen die „dunklen Wolken“ etwas weniger geworden. Sie sind nicht völlig weg, aber nehmen nicht mehr so viel Platz in meinem Kopf ein. Ich habe zwar immer noch vereinzelt Tage, an denen die depressive Verstimmung verdammt schwer auf den Schultern liegt, aber hält diese „Phase“ (Darf man ja eigentlich nicht sagen!) nicht mehr so lange an. Keine Ahnung was es genau ist… Ob das Johanniskraut, das Frühlingswetter oder einfach mal eine Phase in der sich die dunklen Wolken mal nicht so vehement zeigen… Ich nehme es durchaus positiv zu Kenntnis. Reicht nach mehreren Monaten jetzt auch mal… ;)

Dafür habe ich leider momentan zur Abwechslung, mit einem enormen Verlust des Selbstwert und dadurch bedingt einem arg lauten Selbstzweifel zu kämpfen. Der eine Scheißhaufen ersetzt also den anderen…
Und genau dieser verkackte Selbstzweifel lässt mich im Moment wieder nix auf die Reihe kriegen. Weil ich eben vor allem an mir zweifle. Egal ob es jetzt Telefonate, soziale Kontakte oder irgendwelche Alltäglichkeiten sind. Von den ganz großen Baustellen wie die berufliche Zukunft mal ganz zu schweigen. Ich komme in keinerlei Belangen wirklich -wie man hier so schön sagt- aus dem Quark. Die Gedanken, selbst nicht gut genug für etwas zu sein, sind in diesem kurzen Momenten der „Euphorie“ dann wieder so laut, dass sie mich unmittelbar in Lethargie abdriften lassen. Lieber aussitzen (Oder in meinem Fall: Ausliegen… Auf dem Sofa… Den ganzen Tag) als es mal zu wagen. Das nervt mich tierisch an.

Wenigstens habe ich es in den letzten Tage geschafft, mich mühsam wieder an die Kleinigkeiten ran zu arbeiten und Dinge wie Haushalt, Körperpflege und Wocheneinkäufe einigermaßen zu schaffen…

Ihr seht, ein ständiges Auf & Ab. Schritte nach vorn werden maximal in „Tippellänge“ gemacht und sind verdammt kraftraubend (Ich habe gestern nach meiner einstündigen Therapiesitzung tatsächlich erst einmal mehrere Stunden Schlafen „müssen“). Auch an dieser Stelle nochmals an an alle „Zweifler“ & „Schwarzmaler“: Therapie ist kein Urlaub oder Spaziergang! Die Arbeit mit & an sich selbst zerrt dermaßen an einem, dass es durchaus vergleichbar mit einem regulären 8h Arbeitstag ist. Und auch wenn Spaß durchaus während einer Therapie erlaubt ist, gerade das Aufarbeiten hat nix damit zu tun und kann verdammt schmerzhaft sein.

Leider verstehen das viele „Nicht-Betroffene“ eben nicht, haben Vorurteile oder einfach falsche Meinungen im Kopf und sind in diesen dermaßen festgefahren, dass es -für mich- keinen Sinn macht großartig zu versuchen dagegen zu reden. Und tatsächlich betrifft das nicht nur irgendwelche Fremden oder verbohrte Menschen die bei Ämtern & Unternehmen arbeiten, sondern teilweise auch Menschen aus dem nahen Umfeld wie Familie & Freunde. Aber okay, damit muss ich zur Zeit wohl einfach leben, genug Kraft für diesen „Kampf“ (Oder diese „Baustelle“) habe ich momentan definitiv nicht.

Um es mal im gesamten etwas sinnbildlich darzustellen…

Ich rudere gerade mit meinem kleinen Ruderboot auf dem offenen Meer mit verdammt hohen Wellen. Es hat mich leider wieder etwas hinaus aufs Meer getrieben, wo ich doch nach der Tagesklinik das Gefühl hatte, der Strand sei in erreichbarer Nähe. Jetzt muss ich erst einmal zusehen, dass ich überhaupt wieder in die Nähe des Strandes komme…

Chaos in allen Belangen eben. Im Kopf gerade wieder besonders schlimmes…

Bildquelle: pixabay.com

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