#KOPFKIRMES

– Leben & Umgang mit der Kopfkirmes –

Es geht noch ein kleines bisschen beschissener…

Ja, tatsächlich! Und ich dachte eigentlich, ich hätte mein „Stimmungstief“ für diesen Monat bereits überwunden. Aber… Bekanntlich kann eine Depression oftmals noch eine Schüppe drauf legen. Scheinbar hat die Depression bei mir in den letzten Tagen ’nen ganzen Radlader drauf gepackt…

Ja, im Jammern war ich schon immer recht gut. Aber tatsächlich soll dies kein „Jammer-Post“ werden, ich würde Euch einfach gerne mal erklären, wie fies Dir so eine Depression in den Arsch treten kann. Mit -für sicherlich viele Menschen- Kleinigkeiten…

Aber… First Things first

Es war, im Gesamten, eine echte Kackwoche. Voll mit Bürokratie, beschissenen Briefen, ziemlich anstrengenden Gesprächen und einigen doch recht schmerzhaften Erkenntnissen. Und das mag etwas heißen, wenn bei mir mal in dieser Hinsicht der Groschen fällt. Ich war eigentlich noch nie gut darin, Erkenntnisse wirklich „zu fühlen“. Aber ich sollte es vielleicht etwas aufdrüsseln…

Gestartet ist die Woche mit einem Termin beim MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkasse). Der MDK ist -grob gesagt- dafür da, um die Krankenkassen in medizinischen Fragen unabhängig zu beraten. Unter anderem eben auch, ob & ggf. wie lange eine Krankschreibung noch „Sinn“ macht. So auch in meinem Fall. Da ich ja schon eine ganze Zeit lang Krankgeschrieben bin, hatte der Termin ja sogar durchaus seine Berechtigung. Und ich muss sagen, bislang hatte ich mit dem MDK echt „Glück“. Zu Beginn musste ich zweimal hin, da gab es aber weniger Probleme. Wahrscheinlich auch, weil ich zu der Zeit noch in keinerlei Behandlung war. Inzwischen sieht es ja ein bisschen anders aus. Ich war für 9 Wochen in der Tagesklinik und habe seit gut drei Wochen einen Therapeuten. Außerdem scheine ich beim Gutachter einen recht guten Eindruck gemacht zu haben. Was meine „Verfassung“ angeht. Nun ja… Er wird dann der Krankenkasse empfehlen, mich als bald aus dem Krankenstand zu „entlassen“. Den Tipp doch „einfach mal Spazieren zu gehen“ um besser drauf zu kommen, bewerte ich jetzt nicht und lasse das einfach mal so stehen. Es war nicht nur der Termin an sich, der mich ziemlich geschafft hat…

Um mal einen kleinen Einblick zu geben: Für mich sind -wahrscheinlich aufgrund meines grad sehr geringen Selbstwert- Termine immer die Hölle. Ich mache mir eigentlich schon Tage vorher Gedanken um den Termin, was wird da wohl passieren, wie habe ich mich zu verhalten, hoffentlich mache ich nichts falsch. Und grundsätzlich schlafe die Nacht vor irgendwelchen Terminen eigentlich immer so gut wie gar nicht. Meisten kommt es dann anders als gedacht, aber hey… Der Kopfkirmes ist das relativ egal. Hauptsache erstmal alles Schwarz sehen. Auf jeden Fall zerreißen mich solche Termine immer, ich musste tatsächlich nach dem Termin beim MDK erst einmal ein paar Stunden pennen.

Auch das Ergebnis hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen. Versteht mich bitte nicht falsch, ich verstehe ja sogar die Krankenkasse ein wenig. Ist schließlich auch nur ein Unternehmen, welchen Gewinnoptimiert arbeitet. Da ist natürlich jeder „kranke“ Mensch, der Krankengeld bekommt, einer zu viel für die Bilanz. Nun ja… Long Story short… Trotzdem hätte ich gerne noch ein bisschen Zeit, um erstmal das Gerümpel in meinem Kopf zu sortieren. Das habe ich jetzt -eventuell- nicht mehr und muss mich schon demnächst mit dem nächsten Bürokratiemonster rumschlagen. Und ihr ahnt es… Dieser Gedanken lässt meine Kopfkirmes erneut Loopings drehen.

Weiter ging es mit einigen Gesprächen, die recht „unangenehm“ waren. Nicht mal wegen meinem Gegenüber, sondern weil die Gespräche etwas in mir ausgelöst haben. Viel Kopfarbeit, aber auch einige alten Erinnerungen. Grad das Gespräch beim Therapeuten hat (unbeabsichtigt?) einiges wieder hoch geholt. Das zerrt auch ordentlich an den Kräften. Glaub man vielleicht als „Normalo“ nicht, Betroffene können davon aber wohl ein Lied singen. Da gibt es in den nächsten Tagen (Wochen?) noch viel für mich aufzuarbeiten. Mal sehen, wie sich das auf meinen Schlaf auswirkt. Ich befürchte ja das Schlimmste.

Zuletzt hat am Ende der Woche ein sehr unschöner Brief dem Haufen die Kackkrone aufgesetzt. Verzeiht mir, wenn ich nicht auf Details eingehe, grab gesagt ging es um etwas finanzielle, was ich in der momentanen Situation gar nicht gebrauchen kann und wieder mit viel Schreib- und Telefonkram verbunden ist. Und auch hier ahnt ihr es schon… Telefonieren & Depressionen passen nicht wirklich zusammen. Also noch eine weiter Baustelle, die mich die nächsten Tage beschäftigen wird.

Vielleicht wird jetzt der ein oder andere Leser mit den Schultern zucken und nur denken „Und was daran ist jetzt so beschissen?“. Und in Teilen gebe ich Euch sogar recht. Wenn ich normal „funktionieren“ würde, wären diese ganzen Sachen vielleicht nicht so anstrengend für mich. Leider schmeißt mir aber die Kopfkirmes gerade bei solchen Dingen immer wieder Stöcke zwischen die Beine und lässt mich straucheln. Depressionen lassen gerne mal „Alltäglichkeiten“ zu riesige Hürden anwachsen und machen einem das darüber klettern auch nicht gerade leicht. Vielleicht bedenkt ihr das einfach mal, wenn ihr das nächste Mal von einem Betroffenen eine „Kleinigkeit“ verlangt. Und wenn dieser Betroffene es nicht schafft, hat das meisten wenig mit Unlust oder Faulheit zu tun. Viel mehr damit, dass sich Betroffene oftmals schon im Vorfeld Gedanken & Sorgen machen und letztendlich es gar nicht erst angehen. Oder eben danach total gerädert sind. leider, leider gehört das dazu und bedarf viel Arbeit um aus diesem Loch wieder heraus zu kommen.

In diesem Sinne… Es kann für viele Betroffene immer noch ein kleines bisschen beschissener werden… Unterstützt sie dann, überfordert sie nicht und habt ein wenig Geduld mit ihnen. Das würde viele (auch mich) sicherlich sehr freuen. Und die Situation vielleicht ein bisschen angenehmer machen…

Und tatsächlich war nicht die gesamte Woche beschissen. Ich habe ein bisschen was für mich getan (Mir etwas gegönnt), das Johanniskraut scheint Wirkung zu zeigen, die Sonne kam endlich mal wieder raus, die Luft riecht nach Frühling und es gab außerdem durchaus Gespräche die sehr entspannt & angenehm waren. Das ist doch schon mal was… Immerhin…

Bildquelle: pixabay.com

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.